Oben auf dem Pfaffenberg im Nordosten der Stadt nahe Goldbach ist die Knautien-Sandbiene daheim. Sie findet dort, was sie braucht: eine trockene Lösswand, von der Sonne beschienen, und die Pflanze namens Wiesen-Knautie, auf deren Pollen sie angewiesen ist. Der Mensch leistet Naturschutz-Arbeit, damit diese Sandbienenart leben kann.
»Wildbienen sind wärmeliebende Tierarten«, sagt Hannah Diehl vom Umweltamt der Stadt. Und was deren Nahrungsquellen anbelangt, sind sie zum Teil auf einzelne Pflanzenarten ausgerichtet. Die Knautien-Sandbiene sei dafür ein gutes Beispiel. Denn: Wie der Name andeutet, braucht sie zum Leben die Wiesen-Knautie (Knautia arvensis), auch Wiesen-Witwenblume genannt - sie ist der Pollenspender.
Blüht die Pollenquelle, kommt die Knautien-Sandbiene in verschiedenen Lebensräumen vor - etwa auf Streuobstwiesen, auf trockenen und mageren Wiesen, an Dämmen, an Weg- und Waldrändern, auch an Straßenrändern - überall dort wächst die Wiesen-Knautie, weiß Expertin Diehl, die Landschaftspflege und Naturschutz studiert hat.
Neben der Wiesen-Knautie benötigt die Knautien-Sandbiene bestimme Landschaftsstrukturen, damit sie ihr Nest anlegen kann. Wie alle Sandbienen gräbt sie ihr Nest gerne in den Erdboden - bevorzugt dort, wo viel Sonne hinkommt und die Stelle schütter bewachsen ist, so Diehl.
Am Pfaffenberg in Aschaffenburg haben Mitarbeiter der Stadt Wohnraum für die Knautien-Sandbiene geschaffen, teilt Diehl mit. An einer Böschung haben sie im vorigen Jahr auf einer Fläche von rund 20 Quadratmetern Büsche entfernt und eine Lösswand freigelegt. Folge: Mehrere Wildbienenarten haben sich angesiedelt, auch die Knautien-Sandbiene, weil auf der Wiese davor die Wiesen-Knautie blüht. »Die Lösswand wird von den Wildbienen sehr gut angenommen«, hat die 35-Jährige beobachtet.
Zusammengefasst sagt Diehl: »Um der Knautien-Sandbiene zu helfen, liegt unsere Priorität in Aschaffenburg darin, magere Wiesen mit der Knautie durch die traditionelle ein- bis zweimalige Mahd pro Jahr langfristig zu fördern und zu erhalten.« Dazu sei es wichtig, engen Kontakt zu den Landwirten zu pflegen, die solche Wiesen bewirtschaften.
Wie geht es der Knautien-Sandbiene generell? Diehl sagt, sie sei zwar in ganz Deutschland verbreitet, ihr Vorkommen sei jedoch in den jüngsten Jahrzehnten »massiv zurückgegangen«. Als Ursachen nennt die Expertin den Umbruch von Wiesen in Ackerland, Düngung und häufige Mahd der noch verbliebenen Wiesen. Auch häufige Mulch-Mahd an Straßen- und Wegrändern sei nicht gut für diese Wildbiene.
Auf der Roten Liste Deutschlands werde die Knautien-Sandbiene als gefährdet eingestuft. Rote Liste Bayern: gefährdet mit starkem Rückgang.
Dazu kommt ein weiteres Problem: In den Nestern der Knautien-Sandbiene lebt ein »Kuckuck«: Die Bedornte Wespenbiene schmuggelt ein Ei in die Brutkammer und ernährt sich dort. Diese Wespenbiene, so Diehl, lebt ausschließlich bei der Knautien-Sandbiene, so dass »ausgehend von der Knautie, sehr enge und empfindliche Abhängigkeiten bestehen«. Das habe man auch am Aschaffenburger Pfaffenberg nachweisen können.
Was kann der Naturfreund für die Knautien-Sandbiene tun? Fachfrau Diehl nennt zwei Aspekte für den heimischen Garten:
- Aussaat der Wiesen-Knautie in Blühmischungen aus heimischem Saatgut,
- Einpflanzen von Knautien.
Diehl verweist darauf, dass in den Samentütchen der Aktion »Aschaffenburg summt!« die Wiesen-Knautie enthalten ist. Die Tütchen gibt es unter anderem im Umweltamt. »Jeder hat somit die Möglichkeit, die Knautien-Sandbiene zu unterstützen.«
Zahlen und Fakten: Wildbienen
Die Knautien-Sandbiene, die von Anfang Juni bis Ende August fliegt, wurde schon in den 1980er-Jahren in Aschaffenburg nachgewiesen, so Hannah Diehl vom Umweltamt der Stadt. Sie verweist auf eine Bienen-Sammlung des Naturwissenschaftlichen Museums. Bei einer Kartierung im Jahr 1995 wurde deutlich, dass die Knautien-Sandbiene an drei Stellen am Pfaffenberg und in der Gailbacher Flur lebt. 2009/2010: Kartierung von Wildbienen. Ergebnis: Knautien-Sandbiene an vier Stellen im Stadtgebiet, unter anderem am Pfaffenberg. Wildbienen leben meist solitär: Sie bilden im Gegensatz zur Honigbiene keine Staaten. Während die Honigbiene vier Kilometer weit fliegen kann, beschränkt sich der Radius der Wildbiene auf weniger als 500 Meter. Nach Angaben von Diehl gibt es in Deutschland rund 560 Wildbienenarten. Bis 1968 wurden in Stadt und Kreis Aschaffenburg 311 Wildbienenarten nachgewiesen. Seit 1993 konnten nur noch 244 Arten im Aschaffenburger Raum registriert werden. Im Stadtgebiet selbst waren es im Rahmen der Artenschutzkartierung 2009/10 111 Wildbienenarten.
Quelle: Main-Echo
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