Wo die wilden Bienen wohnen

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Wildbienenbestimmungskurs in der Umweltstation am Exe

Ganz vertieft sind Menschen am Nachmittag über die Wiese gebeugt. Von weitem ist nicht zu erkennen, was die Gruppe dort sucht. Erst aus der Nähe sind Worte zu hören wie „Sandbiene“, „Ackerhummel“ oder „Maskenbiene“. Und nun wird klar: Hier werden Wildbienen gesucht und bestimmt. Es sind die Teilnehmer und Teilnehmerinnen eines Wildbienen-Bestimmungskurses, die für die praktischen Bestimmungsübungen auf dem Außengelände der Umweltstation der Stadt Aschaffenburg unterwegs sind. Zu dieser Fortbildung hatte das Aktionsbündnis „Aschaffenburg summt!“ eingeladen, das sich aus den Partnern Stadt Aschaffenburg (Umweltamt), Bienenzuchtverein Damm und der Regionalgruppe Aschaffenburg-Miltenberg des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) zusammensetzt. Möglich gemacht hat diesen Wildbienen-Kurs eine Spende der Firma DS Smith, die im vergangenen Jahr an das Aktionsbündnis übergeben wurde. Als Referent konnte Dr. Steffen Scharrer vom Bund Naturschutz (BN) Miltenberg und anerkannter Wildbienenexperte gewonnen werden. Er verfügt über einen großen Wissensschatz, den er an diesem Tag didaktisch sehr gut aufbereitet an die Wildbienenfreunde und -freundinnen vermittelt. Vor der Praxis kommt die Theorie und so stehen am Vormittag für die Kursteilnehmenden Binokulare, Bestimmungsbücher und Insektenschaukästen in der Umweltstation bereit. Steffen Scharrer hat monatelang tote Wildbienen gesammelt, um die Schaukästen zu bestücken. Wildbienen sind besonders geschützte Arten, sie zu töten ist verboten; aber das wäre für jeden Wildbienenfreund sowieso ein Tabu. Nachdem sich alle mit dem Binokular vertraut gemacht haben, geht es los. Der Bauplan einer Wildbiene wird erläutert, dabei wandert der Blick immer wieder durch das Binokular, um die entsprechenden Merkmale zu erkennen. Viele Merkmale sind nur mit dem Binokular erkennbar und nicht, wenn die Wildbiene an einem vorbeifliegt – das macht die Artenbestimmung oft schwierig. Im Anschluss erarbeiten die Kursteilnehmenden einige Gattungen der Wildbienen und stellen sie der Gruppe vor. Es muss bei einigen bekannten Gattungen, wie z.B. Sandbienen oder Mauerbienen bleiben, denn bei ungefähr 40 Gattungen und ca. 560 bekannten Wildbienen-Arten in Deutschland wäre ein 4-Wochen-Kurs nötig, um alle anzusprechen. In dieser Tagesfortbildung bekommen die Teilnehmenden jedoch die Grundlagen der Wildbienenbestimmung vermittelt und verfügen nun über das Rüstzeug, um zu Hause und im Feld selbstständig an ihrem Wildbienenwissen weiterzuarbeiten. Wie viele Wildbienen bei geeigneten Umweltbedingungen zu entdecken sind, zeigt sich am Nachmittag auf dem naturnah gestalteten Gelände der Umweltstation am Rande Schweinheims. Gerade der Natternkopf ist ein wahrer Wildbienenmagnet und zieht damit auch die Blicke der Wildbienen-Gruppe auf sich. Ein kleiner Ausflug an eine nahegelegene Böschung, wo reichlich Wildbienen in den kahlen Stellen in der Erde nisten, beendet den für alle Beteiligten interessanten und spannenden Wildbienentag. Der Bestimmungskurs wird ein weiteres Mal im August angeboten, ist aber schon komplett ausgebucht.

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